Darf ich auch mal Schwäche zeigen?
Wir gehen weiter in unserem Haus. Außer der körperlichen brauchen wir auch seelische Erneuerung und Erholung. Wir befinden uns also im Bad, das symbolisch dafür steht.
Alle Menschen verfügen über psychologische Vorgänge, wie zum Beispiel Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühle, Motive, Einstellungen, und damit haben wir schon fast das Grundstudium Psychologie erfasst. Wir kommunizieren, treffen Entscheidungen, beeinflussen andere Menschen. Dabei kann in uns mal etwas aus der Balance geraten – weil das Leben besonders herausfordernd war oder weil insgesamt die Anforderungen an uns heutzutage hoch sind.
Hausputz für die Seele
Ängste oder unbefriedigte Bedürfnisse aus unserer Kindheit wirken lange nach, sie sind wie treue Freunde, die (meist unbemerkt) bei uns bleiben. Aber sie stehen uns im Weg, wenn wir z.B. einen Streit haben, uns ausruhen oder eine Veränderung vornehmen wollen. Statt das zu tun, was wir uns vorgenommen haben, kommt Ärger hoch, der innere Kritiker oder ein kleiner Antreiber spricht zu uns.
Mit anderen Worten: Auch die Seele kann mal Schnupfen haben. Aber wenn es seelisch nicht rund läuft, dann ist die Gesellschaft schnell mit unangenehmen Bewertungen zur Stelle: „Der hat sein Leben nicht im Griff!“ – „Um ein Coaching zu machen, muss Du doch `ne Macke haben.“ Haben Sie solche Bewertungen auch für sich übernommen? Wäre schade.
Seelische Erholung kann in der Meditation geschehen oder durch Schattenarbeit (der Arbeit mit unserem Ärger). Es kann von Zeit zu Zeit nützlich sein, sich für die innere Reinigung Hilfe zu holen (Seminare, Coaching, Therapie…). Wir können uns selber nur begrenzt sehen, schwimmen gedanklich im eigenen Saft und bewegen uns damit im Kreis. Andere Menschen haben einfach sehr hohe Ansprüche an sich und das Leben, wollen besser werden. Wir dürfen oder wollen auch mal schwach sein. Manchmal benötigen wir daher Hilfe von außen. Auch ein noch so gut ausgebildeter Arzt kann sich nicht selber den Blinddarm rausnehmen. Alles Gründe, das (seelische) Haus zu putzen.
Lachen, lieben, Freunde treffen
Nun, im Moment haben wir keine größeren Probleme, wir gehen ins Wohnzimmer, um Freunde oder die Familie zu treffen, herzhaft zu lachen, Unterstützung zu erfahren, Liebe zu spüren und was uns Beziehungen sonst noch geben. Gute Beziehungen zu anderen Menschen helfen Stress abzubauen oder gar nicht erst entstehen zu lassen.
Ein erfülltes Leben führen kann auch heißen Wärme, Zuneigung und Unterstützung durch andere Menschen zu erhalten, Menschen, die es gut mit uns meinen. Können Sie bei Ihren Freunden, Ihrer Familie so sein, wie Sie sind? Oder gibt es zwischen Ihnen und Ihren Liebsten Neid, Wettbewerb oder Konkurrenz? Das kann mal ganz belebend sein, aber dauerhaft? Ich weiß nicht, könnte anstrengend werden.
Das gilt auch für den Arbeitsplatz; da gehen wir als nächstes hin. Der Weg geht wieder durch den Flur mit der Termin-Tafel. Nicht immer befinden sich unsere Lieblingsmenschen bereits im Wohnzimmer. Wir müssen daran denken, Anrufe zu machen, Mails zu schreiben, ein Treffen zu verabreden – kurz, wir müssen unsere Beziehungen pflegen. Ankommen und sich wohl fühlen: Das gilt auch für den Arbeitsplatz. Unsere Reise durchs Haus geht weiter…
Dr. Beate Klutmann