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Ein Workshop mit weicher Struktur – Selbstorganisation in der Gruppe

Im Januar fand in der Nähe von Amsterdam der jährliche Workshop der Integralen Coaches (ICC) aus Europa statt. Zurück aus Holland, möchte ich berichten, wie wir vorgegangen sind. Möglicherweise inspirieren wir damit andere Menschen, ähnliches zu versuchen.

Die Bedingungen unseres Treffens
Ausgangsbedingungen

Die Ausgangsbedingungen

Die Treffen der europäischen Coaches finden einmal im Jahr statt, immer in einer Begegnungsstätte nahe Amsterdam, aber jedes Mal auf eine andere Art und Weise. Und jedes Mal kommt eine andere Gruppe zustande, je nachdem, wer sich anmeldet. Der Workshop dauert 2 ½ Tage, muss bezahlt werden und wird von Freiwilligen organisiert, die durch die Gebühr auch ein kleines Budget zur Verfügung haben.

Wir kannten uns untereinander nicht alle, wir hatten jeder einen anderen kulturellen Hintergrund bzgl. des Herkunftslandes und der Ausbildung, wir waren im Alter verschieden und die Verständigung lief auf Englisch. Aber uns allen war die Coaching-Ausbildung gemeinsam, durch die wir einiges gewonnen hatten, das uns miteinander verband. Und viele von uns waren erfahren mit Seminaren oder Workshops, so dass vielen klar war, welche Möglichkeiten es zur Zusammenarbeit in Gruppen gab.

Wir waren 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das Organisations-Komitee gab zuvor an, der Workshop finde ohne Struktur statt.

Struktur oder nicht?

Keine Struktur?

Ich hatte die Befürchtung, es würde aufgrund der fehlenden Struktur endlose Debatten darüber geben, was wir denn nun (nicht) machen sollten. Dem war aber nicht so. Durch wenige Vorgaben und eine sanfte Führung wurde eine Struktur geschaffen, die Raum für alle lies, uns aber auch in die Verantwortung nahm.

Ein Rahmen für unsere Arbeit im Workshop war zunächst durch die Essenszeiten des Veranstaltungsortes gegeben sowie die zusätzlichen Pausen, die wir machen wollten – und immer gemacht haben. (Alle 1 ½ Stunden war eine Unterbrechung für uns erholsam und nützlich.) Ein weiterer Fixpunkt sind natürlich Anfangs- und Endsequenzen, also Begrüßung, Vorstellung, Programmerläuterung zu Beginn. Und Zusammenfassung, weitere Verabredungen, offene Punkte und ein Meinungsbild kamen am Schluss.

Rollenangebote

Für jeden von uns gab es Rollenangebote. Die Organisationsgruppe hatte sich vorher überlegt, was benötigt werden würde und hat eine Liste aufgestellt. Es waren lustige Begriffe, die Appetit auf die Aufgaben machten: der Journalist, der alles protokolliert und Bilder macht, der Reiseberater, der das Taxi zum Schluss organisiert, der Hofnarr, der mit Bemerkungen mal alles aufmischt oder in Frage stellt, der Geigerzähler, der in die Stimmung der Gruppe hineinhorcht und sie sichtbar macht und so weiter. Wir haben uns alle für mindestens eine Rolle gemeldet und damit auch die Mit-Verantwortung für den gesamten Workshop übernommen.

Ein weiterer Struktur-Geber waren die Themen, die wir zu Beginn sammelten:

sanfte Führung

 

Was möchten wir bearbeiten? Die Liste der potentiellen Aufgaben wurde Schritt für Schritt bearbeitet. Dafür fanden wir verschiedene Arbeitsweisen, mal in Kleingruppen, mal im Plenum, mal paarweise. Wir ließen uns von unseren Bedürfnissen leiten, die Organisationsgruppe gab nichts vor, fragte vielmehr nach, was denn gewünscht ist.

Meine Vermutung war, dass jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin grundsätzlich ein Interesse am Gelingen der Veranstaltung hatte. Ich konnte in der Zeit niemanden ausmachen, der sein Ego in den Vordergrund drängte und damit dominierte.

Inhalte und Ergebnisse

Der Anfang wurde durch Arbeit in Paaren gemacht, die sich darüber austauschten, welche persönlichen Themen im Leben bei jedem eine Rolle spielten. Wer mochte konnte darüber später in der Großgruppe sprechen und Fragen oder Rückmeldungen erhalten. Diese sehr persönliche Arbeitsweise passte gut zu unseren Jobs als Coaches.

Inhalte und Ergebnisse

Im weiteren Verlauf des Workshops wurden dann die verschiedenen Themen bearbeitet, die vorher genannt und gewählt worden waren. Immer wieder, zum Beispiel nach einer Pause, wurden Atem- oder leichte Yoga-Übungen angeboten, damit wir nicht nur still sitzen sondern frische Energie erhalten und uns erneuern können. Spaziergänge wurden dort integriert, wo es möglich war: Arbeit zu zweit oder zu dritt, nach dem Mittagessen, wann immer es das Wetter erlaubte.

Im Ergebnis hatten wir unsere Arbeitsweise als Coaches verbessern oder an persönlichen Themen arbeiten können. Ich selber habe mich dadurch „satt“ gefühlt und gemessen an der positiven Rückmeldung aller zum Schluss waren auch die anderen Teilnehmer zufrieden.

Die Mischung aus Vorgaben und sanfter Führung einerseits, Intuition und Freiräume andererseits und als drittes die Verantwortungs- und Rollenübernahme aller, machte aus der Veranstaltung einen gelungenen, ergiebigen Workshop. Verlauf und Ergebnisse sind vergleichbar mit einer gut moderierten Tagung; diesmal war allerdings mehr an alle Teilnehmer delegiert worden. Die vier Organisatoren führten vorsichtig, alle waren durch ihre Rollen eingebunden und 13 Teilnehmer sind außerdem eine noch gut überschaubare Gruppengröße. Vielleicht inspiriert das ja einen Leser oder eine Leserin, für die nächsten Meetings mehr Selbstorganisation einzuführen?

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